Montag, 20. August 2007

Transit-Transsib

Touristen sind Nostalgiker. Sie sind auf der Suche nach etwas, das sie und auch andere in ihrem Alltag nicht haben: Wanderer wollen unberuehrte Natur, der Mallorca-Urlauber unbeschwertes Inselleben - und wir? Zweifelsohne ist die Transsib zwischen Moskau und Irkutsk nicht mehr attraktiv fuer die Einheimischen, die heutzutage wahrscheinlich einfach in den Flieger steigen, weshalb diejenigen, die den historischen Fortschritt einer Ost-West-Verbindung nachempfinden wollen, wohl auf diesem Abschnitt anzutreffen sind: Touristen.

Heute sind wir nach einer sechstaegigen Fahrt mit dem Transsib Nr. 4 in Peking angekommen. Wir kamen in einem Vierbettabteil unter, das wir uns ab Ulan Ude mit zwei russischen (genauer: burjatischen) Fahrgaesten teilten. Der Transsib wird zwar von Touristen dominiert, ist aber im Grunde die normale Strecke der so genannten Transmongolischen Route. Eine Beschreibung des Zuges wuerde, glaube ich, letztlich nur auf das Fazit hinauflaufen, ob es ein komfortabler Zug ist oder nicht. Man wird einige Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen, aber entschaedigt werden durch das, was den Transsib-Mythos in weiten Strecken (!) ausmacht...

Die Strecke: Moskau-Omsk-Novosibirsk-Krasnojarsk-Irkutsk-Baikalsee-Ulan Ude-Ulan Bator-Peking. Der russische Abschnitt bis Irkutsk laesst sich am besten mit dem Stichwort "Sibirien" umschreiben, es ist kuehler als alle anderen Transitgebiete und die Staedte sind durch industrielle Anlagen dominiert. Zunaechst fuehrt die Strecke geradlinig von Westen nach Osten; ab Taischet biegt der Zug nach Sueden ab. Den Baikalsee passierten wir am Morgen (18.8.) und so konnten wir die ersten Sonnenstrahlen auf der ruhigen Wasseroberflaeche tanzen sehen. Wir entdeckten in Transbaikalien die Republik Burjatien. Am selben Tag passierten wir die mongolische Grenze mit einer recht aufwaendigen Passprozedur. Man muss sich vorstellen, dass bei jedem Grenzuebergang die Toiletten fuer mehrere Stunden (in diesem Fall 7!) geschlossen werden... Ulan Bator erreichten wir frueh am Morgen und ab dann durchquerten wir die weitlaeufige Steppenlandschaft der "Wueste" Gobi. Jurtenzelte, selbstverstaendlich Kamele und manchmal am Horizont ein einsamer Bagger. Die Gobi ist wirklich sehr schoen, karg und von einer aesthaetischen Tristesse. Am Sonntag Abend gab es den Grenzuebergang nach China in Erlian, der einem Staatsempfang glich: Das Bahnhofspersonal im Spalier, dazu pathetische Orchestermusik aus dem Lautsprecher. Fuer den naechsten Tag bekam jeder Fahrgast als Begruessungsgeschenk einen Gutschein fuer Fruehstueck und Mittagessen (Assoziation: Sozialismus, Essensmarke...)

Peking unterscheidet sich von allem, was ich bisher an Grossstaedten kennengelernt habe (Santa: Es gibt hier einen DIA!). Die Innenstadt, soweit wir sie vom Weg vom Bahnhof zur Jugenherberge kennen lernen konnten, besteht aus praechtigen und monumentalen Hochhaeusern, die einen Spagat zwischen traditioneller und moderner Architektur unternehmen. Morgen werden wir versuchen, die Verbotene Stadt zu erkunden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

hallo ihr zwei! euch gibts ja nach der langen zugfahrt tatsächlich noch! überleben ist doch das wichtigste. wie aus eurem post ersichtlich - viel gesehen! myron am zugfenster - wirklich gut getroffen. ein paar mehr bilder wären nicht schlecht, doch bei den schwierigkeiten die ihr mit dem blog anscheinend habt ist das zu verschmerzen. technische probleme wird es wohl auf grund diverser einschränkungen im reich der mitte immer wieder geben. es lebe die sozikap demokratie. bis später, chriheika