Sonntag, 16. September 2007

Die letzten Tage in China

Die letzten Tage verbringen wir wieder in Peking, nachdem wir am 13.9. mit einer Zwischlandung in der Metropole Chengdu zurueck geflogen sind. Den Tag darauf besichtigten wir im Beihai-Park die grosse, weisse Dagoba, eine tibetische Stupa, von der die traditionellen chinesischen Bauten des Pavillonberges und der Verbotenen Stadt wegen ihrer geschwungenen Daecher im Nebel wie kleine Pilzchen aussehen. Wir starteten mit dem abendlichen Besuch eines Alles-was-wir-essen-koennen-Veggie-Restaurant unseren mehrtaegigen kulinarischen Streifzug durch Peking... Den folgenden Absatz sollten Vegetarier und empfindliche Maegen vielleicht besser ueberspringen...

Die kulinarischen Koestlichkeiten Pekings
In einem Grillrestaurant gabs am naechsten Tag mehrere mit purem Knoblauch gefuellte Auberginen, spicy cabbage und Tamarindenpaste, dazu suess-fauliges Teewasser und am Abend in der so genannten "Snackstrasse" einige interessante Spiesschen: Wir probierten Cocons von Seidenraupen, Kaeferlarven, Skorpione, Heuschrecken, Seestern und Seepferd - allesamt sehr knusprig und lecker bis auf den trockenen Seestern...

Den Tag ueber verbachten wir im Garten des Sommerpalastes der Koenigin Cixi, einem riesigen Areal mit Palastgebaeuden, Felsengaengen und einem ruhigen See. We enjoyed die Brueckenromantik mit Trauerweiden und Drachenbooten bis es Abend wurde.

Heute, unserem vorletzten Tag in China, enjoyten wir den Himmelstempel mit exotischen Voegeln in einer weitlaeufigen Parkanlage. Die Atmosphaere des regnerischen und ruhigen Pekings fuehlt sich schon sehr nach Abschied an. Ein Besuch in einer Kung-Fu-Show rundete unser touristisches Enjoyment ab. Morgen werden wir eigentlich nur noch die letzten "Besorgungen" taetigen und noch ein paar Bilder in den Blog stellen, bevor wir am Dienstag um 6:55 Uhr gen Moskau und Frankfurt abfliegen.

Donnerstag, 13. September 2007

Last Days in Lhasa

Short Cuts:

10.9. Wir besuchen das Kloster Drepung in der Naehe von Lhasa. Dieses Kloster war einst das groesste der Welt mit ueber 10.000 Moenchen. Jetzt sind es angesichts der Vertreibung durch die Han-Chinesen nur noch sehr wenige, doch zusammen auf dem Vorplatz der Grossen Gebetshalle wirken sie immer noch zahlreich. Sie verbeugen und knieen sich in alle Himmelsrichtung, bis sie mit flatternden roten Gewaendern in die Gebetshalle stroemen, die wir etwas spaeter besichtigen koennen. Tibetische Kloester sind, obwohl sie unterschiedlichen Orden angehoeren koennen, stets gleich aufgebaut. Die grosse Gebetshalle und die kleineren Kapellen mit den Gottheiten sind mit einem Oberlicht ausgestattet, so dass die sich ihm gegenueber befindliche Stupa oder Statue beleuchtet wird. Wie alle bisherigen Tempel sind die zahlreichen bemalten Waende, vergoldeten Stupas und das Goetter-Pantheon des Drepung eindrucksvoll und bewegend.

11.9. Der Tag der Potala-Besichtigung. Der Potala, Hauptregierungssitz der Dalai Lamas, beherbergt die Graeber und darueber gebauten riesengrossen Stupas einiger bisheriger Dalai Lamas. Der gegenwaertige Lama bleibt unerwaehnt. Abends streifen wir durchs Moslemviertel Lhasas, wo uns die Menschen mit den bekannten weissen Muetzen der Hui-Minderheit begegnen. Die Moschee sehen wir von aussen und in einem Lokal werden wir freundlich aufgenommen.

Auf der Suche nach Mitbringseln verbringen wir ein Grossteil des naechsten Tages hinter dem Jokhang, dem heiligsten Tempel Lhasas in ener grossen Markthalle und an den zahlreichen Staenden, an denen der unablaessige Pilgerstrom vorbeizieht.

Heute, am 13.9., warten wir auf unseren Abflug von Lhasa nach Peking. Der Flug ist um 16:05 Uhr und fuenf Stunden spaeter werden wir hoffentlich in Peking sein...

Sonntag, 9. September 2007

5 Tage tibetisches Hinterland

Route:
1. Tag: Lhasa - Wueste - Gyantse - Shigatse
2. Tag: Shigatse - Panne - Lhatse - Highpass - Tingri
3. Tag: Tingri - Rongbuk Kloster - Basislager - Mt. Everest Blick
4. Tag: Basislager - Highpass - Shigatse
5. Tag: Shigatse - Yamdrok See - Lhasa

Stupa der zehntausend Bilder (Gyantse)
Wir koennen endlich einen englisch sprechenden Tibeter - unseren Guide - all unsere Fragen zur tibetisch-buddhistischen Ikonografie stellen. Schwein, Schlange und Huhn symbolisieren nicht wuenschenswerte Eigenschaften. Die Buddhastatue drueckt je nach Handhaltung Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft aus. Die kleinen Kegel aufgereiht in der Gebetshalle sind aus tsampa (im Prinzip ein Mehl-Zucker-Wasser-Gemisch) und Yakbutter gemacht. Die Moenche formen diese Masse und schenken sie den Anwohnern als Speise, um ihnen bei koerperlichen Leiden Heilung zu bringen. In der uebergrossen Stupa neben der Gebetshalle laeuft man im Uhrzeigersinn unendliche viele Kapellen ab, in denen jeweils eine Goetterstatue hineingebaut ist, die sich aber auch wiederholen. Hier leben bereits Spatzen und die Anlage scheint ziemlich verlassen.

Die Klosterstadt Tashilunpo (Shigatse)
Eindrucksvoll! Man muss dazu wissen, dass es in der Klosterstadt, die von einem Gebetsmuehlenpfad umrahmt wird, einige bedeutende Graeber verschiedener Panchen Lamas gibt. Entsprechend sind die Graeber prunkvoll. Es gibt beispielsweise eine riesengrosse Buddhastatue aus Bronze mit einem vergoldeten Gesicht; eine andere Stupa ist mit Edelsteinen verziert. Fotographieren ist nur gegen eine hohe Geldsumme moeglich: trotzdem haben wir ein Bild gemacht. Negativ faellt mir die deutsche Touristengruppe auf, die sich nur mit laecherlichen und herablassenden Kommentaren den Heiligtuemern naehern kann, und unser polnischer Begleiter, so called "Peter", der stets und ausschliesslich fotographiert. Aber tatsaechlich ist der Zugang zur komplexen Ikonographie und den reichen religioesen und profanen Handlungen der in der Klosterstadt lebenden Moenche schwer. Auf der Rueckfahrt nach Lhasa konnten Antje und ich den Gebetspfad ablaufen. Beim Drehen der Gebetsmuehlen kommen uns noch mehr Fragen...

Das Tour-Surrounding: Guide, Panne, Peter...
Unseren Guide betrachtete ich von Anfang an mit einer gewissen Skepsis, obgleich er die Route in- und auswendig kennt und mit den Besitzern der einschlaegigen Touristentreffs vertraut ist. Das mag an seiner smarten Sunnyboy-Art liegen... Im Juli gab es wohl einen schweren Unfall auf der Strecke Lhasa - Shigatse, weshalb die Polizei mehrere Kontrollen eingerichtet hat: Bei der Ausreise aus der Stadt wird die Uhrzeit festgehalten und festgeschrieben, dass man fuer die naechsten 25 km bis zum naechsten Kontrollpunkt 39 Minuten Zeit benoetigen muss. Ist man nur eine Minute schneller, kostet das richtig viel Geld. Auf solchen Streckenabschnitten sind Haltestellen mit Minishops oder Restaurants entstanden, in die man einkehrt, um sich die fehlenden Minuten zu vertreiben und um dann mit voller Geschwindigkeit weiterzufahren. Der bereits erwaehnte "Peter" ist am Anfang sehr angespannt, ob er ueberhaupt und wie gut den Everest sehen wird. Waehrend unser Achsenbruch in ueber zwei Stunden repariert wird, kommen wir mit ihm ins Gespraech. Er war mir unsympathisch und verkoerperte den untypischsten Traveller, der mir bisher begegnet war, was mich auch ein wenig neugierig gemacht hat. Und tatsaechlich ging es ihm weniger (also gar nicht) um Land und Leute, sondern nur um das Abhaken einiger ueberragender Sehenswuerdigkeiten (chinese travelling); der unmoegliche Versuch, die Sehenswuerdigkeit von der Kultur zu trennen.

Die steigende Hoehe und ihre Auswirkungen
Also, ich fuehlte mich BESCHISSEN. Jeden Tag haemmerndes Kopfweh und ein fiebriges Gefuehl, Erschoepfung, Husten etc. Beim Anstieg auf den Aussichtshuegel gegenueber dem Mt. Everest schnitt uns eisiger Wind ins Gesicht, obwohl das derzeit aufgeloeste Basiscamp nicht im Schnee liegt. Die restlichen vier Kilometer Aufstieg von unseren Zelten zur Polizeistation, die anstatt des Camps seit einiger Zeit dort stationiert ist, sind mangels Sauerstoff eine wirkliche Strapaze. Die Nacht verbrachte ich unter einem Stapel Yak-Decken bei Antje, um es im stickigen Zelt warm zu haben. Aber selbstverstaendlich wird all das angesichts des Everest belanglos. Ok., wir haben uns in Tibet nicht richtig akklimatisiert, da wir wenig Zeit haben, wir sind vielleicht sogar unvorsichtig gewesen, aber wir sind jetzt wieder einigermassen regeneriert, um den Aufstieg zum Potala-Palast anzugehen...

Dienstag, 4. September 2007

Ankunft in Lhasa

Ich wache frueh auf und sehe eine Schneelandschaft am Fenster vorbeiziehen. Wir muessen bereits Goldmud passiert haben und fahren jetzt auf hoeheren Paessen der Provinzgrenze Tibets entgegen. Eine jedem Neuankoemmling entrueckt erscheinende Landschaft: Weite braune Hochebenen, gruene, gefaltete Berge und im Hintergrund hohe Schneeberge, deren Spitzen in der Sonne reflektieren. Waehrend der ganzen Fahrt erscheinen grosse Schafs- und Yakherden und vereinzelt eine tibetische Antilope oder ein Hase. Am Nachmittag passieren wir einen grossen, ruhigen See, der mit seinem gruen-blauen Wasser und den darueber ziehenden Wildenten uns fuer den Augenblick noch mehr als der Baikalsee beeindruckt.

Lhasa ist der Hoehepunkt unserer Reise. Auch wenn die warmen Yaksachen schon westlichen Outdoorequipment gewichen sind, ist es noch keineswegs touristisch. Es ist schwierig die richtigen Worte dafuer zu finden, aber ich beschreibe es mal so: Die Tibeter tragen ihrer Lebensart entsprechende Kleidung. Der Moench, der Bauer, die Pilgerin, das Schulkind - sie tragen, im Gegensatz zur westlichen Kleidung der Chinesen, ihre roten Umhaenge, ihren gelben Strohhut, ihre graue Gebetsschuertze bzw. ihr "Pioniertuch". Die Farbenpracht auf der Strasse wird begleitet von Pfeifen, Gloeckchenklingeln, Gebetsgemurmel und Liedersingen. Die Stadt schmeckt schon etwas schaerfer und abends wird es sehr schnell kalt.

Was hast du im Ramoche beim Gebet der Moenche empfunden?
Ein tibetischer Tempel ist unglaublich angefuellt von kleinen und grossen Dingen. Man sieht nur bunte Farben ueberall, es ist gemuetlich, das tiefe Brummen der Moenche waermt, das Laecheln des sich trotz Gebet umdrehenden Moenchs ist herzlich. Der intensive Geruch der Butterkerzen und der Raeucherstaebchen verdichtet die Luft. Das Gesicht eines buddhistischen Gottes kann einen manchmal erschrecken und nie bereift man den Kitsch und wie er religioese Gefuehle hervorrufen kann.

Was denkst du beim Anblick der betenden und sich auf den Boden werfenden Pilger?
Ja, das ist schwierig, weil ich im gewissen Sinne eine (muehsame?) Oberflaeche des religioesen Rituals sehe und nichts vom Glauben und dessen affektiven Inhalt etc. weiss. Das Hinwerfen auf den Boden, die Gebetsmuehlen, deren leierhafter Charakter ja sprichwoertlich ist - dies und mehr scheint mir sehr anstrengend und ist vielleicht ein Signum der religioesen Festigkeit. Aber ich kann es nur vermuten. Der Buddhismus (in der Form, wie ich ihn hier noch einmal anders kennenlerne) scheint mir eine Fetischreligion zu sein. Das ist keine Wertung, aber es ist auffaellig, welche (rituelle) Bedeutung so viele (kleine) Gegenstaende und Gesten anscheinend haben. Und muehelos werden auch "moderne" Gegenstaende wie Autoglasscheiben und Flaschenverschluesse (sie werden als Opfergabe an den heiligen Felsen gestellt) integriert. Es haengt augenscheinlich viel vom rituellen Handeln und dem Geben von Opfern ab. Im Ramoche war das eigentlich Spannende am gemeinschaftlichen Gebet, dass die Moenche, kurz nachdem sie ihre gelben Muetzen angezogen hatten, diese mit allen anderen Gebetskleidern abwarfen und schnell dem Ausgang zustroemten.

Welche Erwartungen hattest du an Tibet und welche hast du an den Everest?
Nachdem China mich enttaeuscht hatte, weil man sich aus verschiedenen Gruenden nicht so frei bewegen und entdecken konnte, und die neue Eisenbahnverbindung nach Tibet einen wachsenden Tourismus versprach, hatte ich auch meine Erwartungen an Lhasa zurueckgenommen. Allerdings hat die Tatsache, dass man fuer jede groessere Unternehmung hier ein Permit braucht, das Land wieder mystifiziert. Ich war also im Unklaren, was ich zu sehen bekomme(n darf) und konnte daher nur ueberrascht werden. Von Massentourismus kann noch keine Rede sein und es ist nicht der "sanfte" Tourismus der Traveller, der das Stadtbild zerstoert, sondern vielmehr die massive Praesenz der Chinesen.
Den Everest kann mir gar nicht vorstellen und im Moment steht die Besorgnis um die Gesundheit im Vordergrund (Hoehenkrankheit mangels Sauerstoff). Aber unser Guide spricht sehr gut Englisch und ist erfahren bei der Begleitung von Touren zum Basislager. Vielleicht schiebe ich die Besorgnis auch vor, um keine Enttaeuschung zu erleben, falls das Wetter nicht mitspielt und womoglich nichts zu sehen ist. Definitiv wird es etwas sein, was ich noch nie erlebt habe. Ich bin sehr aufgeregt.

Myron, du hast schon mehrere Reisen dieser Art in Asien unternommen. Hat dich auf dieser Reise etwas voellig ueberrascht?
Noch nicht, aber es gab schon eindrucksvolle Momente, die neu waren und mit den ebenfalls beeindruckenden Erlebnissen meiner letzten Reisen nicht vergleichbar sind (Mauer, Datong, Potala und Ramoche). Nun, China ist bisher die am wenigsten anstrengende Reise, obwohl ich befuerchte, dass ich am Everest Probleme bekomme (ich habe Husten und leichtes Fieber seit Xi'an). Von den Menschen her gab es wenige neue Erfahrungen; alles in allem sind sie weniger aufdringlich aber auch weniger einladend - ich wuerde fast sagen, dass sich auch hier in China das knallig Bunte Asiens auf seine Weise ebenso geltend macht wie in Indien etc. Aber das ist selbstverstaendlich eine Generalisierung. In Manchem gibt es grosse Unterschiede (auch in einem einzigen Land), doch auf der Oberflaeche gibt es viele Gemeinsamkeiten, das, was man vielleicht asian flavor nennen koennte... Ich mag das Laute und Bunte in gewisser Weise, obwohl es viel Hingabe und Gelassenheit erfordert. Hier in Lhasa gefaellt mir, dass ich in gewisser Weise das Gefuehl wiederholen kann, das ich einmal in Nepal hatte, aber es laesst sich schwer beschreiben... Mittlerweile fuehle ich mich in den asiatischen Laendern auch irgendwie wie Zuhause - mit dem Luxus, mir mein Zuhause aussuchen zu koennen...

Unsere Tour zum ME Basiscamp wir 5 Tage dauern und wir werden erst danach wieder schreiben koennen.