Sonntag, 16. September 2007

Die letzten Tage in China

Die letzten Tage verbringen wir wieder in Peking, nachdem wir am 13.9. mit einer Zwischlandung in der Metropole Chengdu zurueck geflogen sind. Den Tag darauf besichtigten wir im Beihai-Park die grosse, weisse Dagoba, eine tibetische Stupa, von der die traditionellen chinesischen Bauten des Pavillonberges und der Verbotenen Stadt wegen ihrer geschwungenen Daecher im Nebel wie kleine Pilzchen aussehen. Wir starteten mit dem abendlichen Besuch eines Alles-was-wir-essen-koennen-Veggie-Restaurant unseren mehrtaegigen kulinarischen Streifzug durch Peking... Den folgenden Absatz sollten Vegetarier und empfindliche Maegen vielleicht besser ueberspringen...

Die kulinarischen Koestlichkeiten Pekings
In einem Grillrestaurant gabs am naechsten Tag mehrere mit purem Knoblauch gefuellte Auberginen, spicy cabbage und Tamarindenpaste, dazu suess-fauliges Teewasser und am Abend in der so genannten "Snackstrasse" einige interessante Spiesschen: Wir probierten Cocons von Seidenraupen, Kaeferlarven, Skorpione, Heuschrecken, Seestern und Seepferd - allesamt sehr knusprig und lecker bis auf den trockenen Seestern...

Den Tag ueber verbachten wir im Garten des Sommerpalastes der Koenigin Cixi, einem riesigen Areal mit Palastgebaeuden, Felsengaengen und einem ruhigen See. We enjoyed die Brueckenromantik mit Trauerweiden und Drachenbooten bis es Abend wurde.

Heute, unserem vorletzten Tag in China, enjoyten wir den Himmelstempel mit exotischen Voegeln in einer weitlaeufigen Parkanlage. Die Atmosphaere des regnerischen und ruhigen Pekings fuehlt sich schon sehr nach Abschied an. Ein Besuch in einer Kung-Fu-Show rundete unser touristisches Enjoyment ab. Morgen werden wir eigentlich nur noch die letzten "Besorgungen" taetigen und noch ein paar Bilder in den Blog stellen, bevor wir am Dienstag um 6:55 Uhr gen Moskau und Frankfurt abfliegen.

Donnerstag, 13. September 2007

Last Days in Lhasa

Short Cuts:

10.9. Wir besuchen das Kloster Drepung in der Naehe von Lhasa. Dieses Kloster war einst das groesste der Welt mit ueber 10.000 Moenchen. Jetzt sind es angesichts der Vertreibung durch die Han-Chinesen nur noch sehr wenige, doch zusammen auf dem Vorplatz der Grossen Gebetshalle wirken sie immer noch zahlreich. Sie verbeugen und knieen sich in alle Himmelsrichtung, bis sie mit flatternden roten Gewaendern in die Gebetshalle stroemen, die wir etwas spaeter besichtigen koennen. Tibetische Kloester sind, obwohl sie unterschiedlichen Orden angehoeren koennen, stets gleich aufgebaut. Die grosse Gebetshalle und die kleineren Kapellen mit den Gottheiten sind mit einem Oberlicht ausgestattet, so dass die sich ihm gegenueber befindliche Stupa oder Statue beleuchtet wird. Wie alle bisherigen Tempel sind die zahlreichen bemalten Waende, vergoldeten Stupas und das Goetter-Pantheon des Drepung eindrucksvoll und bewegend.

11.9. Der Tag der Potala-Besichtigung. Der Potala, Hauptregierungssitz der Dalai Lamas, beherbergt die Graeber und darueber gebauten riesengrossen Stupas einiger bisheriger Dalai Lamas. Der gegenwaertige Lama bleibt unerwaehnt. Abends streifen wir durchs Moslemviertel Lhasas, wo uns die Menschen mit den bekannten weissen Muetzen der Hui-Minderheit begegnen. Die Moschee sehen wir von aussen und in einem Lokal werden wir freundlich aufgenommen.

Auf der Suche nach Mitbringseln verbringen wir ein Grossteil des naechsten Tages hinter dem Jokhang, dem heiligsten Tempel Lhasas in ener grossen Markthalle und an den zahlreichen Staenden, an denen der unablaessige Pilgerstrom vorbeizieht.

Heute, am 13.9., warten wir auf unseren Abflug von Lhasa nach Peking. Der Flug ist um 16:05 Uhr und fuenf Stunden spaeter werden wir hoffentlich in Peking sein...

Sonntag, 9. September 2007

5 Tage tibetisches Hinterland

Route:
1. Tag: Lhasa - Wueste - Gyantse - Shigatse
2. Tag: Shigatse - Panne - Lhatse - Highpass - Tingri
3. Tag: Tingri - Rongbuk Kloster - Basislager - Mt. Everest Blick
4. Tag: Basislager - Highpass - Shigatse
5. Tag: Shigatse - Yamdrok See - Lhasa

Stupa der zehntausend Bilder (Gyantse)
Wir koennen endlich einen englisch sprechenden Tibeter - unseren Guide - all unsere Fragen zur tibetisch-buddhistischen Ikonografie stellen. Schwein, Schlange und Huhn symbolisieren nicht wuenschenswerte Eigenschaften. Die Buddhastatue drueckt je nach Handhaltung Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft aus. Die kleinen Kegel aufgereiht in der Gebetshalle sind aus tsampa (im Prinzip ein Mehl-Zucker-Wasser-Gemisch) und Yakbutter gemacht. Die Moenche formen diese Masse und schenken sie den Anwohnern als Speise, um ihnen bei koerperlichen Leiden Heilung zu bringen. In der uebergrossen Stupa neben der Gebetshalle laeuft man im Uhrzeigersinn unendliche viele Kapellen ab, in denen jeweils eine Goetterstatue hineingebaut ist, die sich aber auch wiederholen. Hier leben bereits Spatzen und die Anlage scheint ziemlich verlassen.

Die Klosterstadt Tashilunpo (Shigatse)
Eindrucksvoll! Man muss dazu wissen, dass es in der Klosterstadt, die von einem Gebetsmuehlenpfad umrahmt wird, einige bedeutende Graeber verschiedener Panchen Lamas gibt. Entsprechend sind die Graeber prunkvoll. Es gibt beispielsweise eine riesengrosse Buddhastatue aus Bronze mit einem vergoldeten Gesicht; eine andere Stupa ist mit Edelsteinen verziert. Fotographieren ist nur gegen eine hohe Geldsumme moeglich: trotzdem haben wir ein Bild gemacht. Negativ faellt mir die deutsche Touristengruppe auf, die sich nur mit laecherlichen und herablassenden Kommentaren den Heiligtuemern naehern kann, und unser polnischer Begleiter, so called "Peter", der stets und ausschliesslich fotographiert. Aber tatsaechlich ist der Zugang zur komplexen Ikonographie und den reichen religioesen und profanen Handlungen der in der Klosterstadt lebenden Moenche schwer. Auf der Rueckfahrt nach Lhasa konnten Antje und ich den Gebetspfad ablaufen. Beim Drehen der Gebetsmuehlen kommen uns noch mehr Fragen...

Das Tour-Surrounding: Guide, Panne, Peter...
Unseren Guide betrachtete ich von Anfang an mit einer gewissen Skepsis, obgleich er die Route in- und auswendig kennt und mit den Besitzern der einschlaegigen Touristentreffs vertraut ist. Das mag an seiner smarten Sunnyboy-Art liegen... Im Juli gab es wohl einen schweren Unfall auf der Strecke Lhasa - Shigatse, weshalb die Polizei mehrere Kontrollen eingerichtet hat: Bei der Ausreise aus der Stadt wird die Uhrzeit festgehalten und festgeschrieben, dass man fuer die naechsten 25 km bis zum naechsten Kontrollpunkt 39 Minuten Zeit benoetigen muss. Ist man nur eine Minute schneller, kostet das richtig viel Geld. Auf solchen Streckenabschnitten sind Haltestellen mit Minishops oder Restaurants entstanden, in die man einkehrt, um sich die fehlenden Minuten zu vertreiben und um dann mit voller Geschwindigkeit weiterzufahren. Der bereits erwaehnte "Peter" ist am Anfang sehr angespannt, ob er ueberhaupt und wie gut den Everest sehen wird. Waehrend unser Achsenbruch in ueber zwei Stunden repariert wird, kommen wir mit ihm ins Gespraech. Er war mir unsympathisch und verkoerperte den untypischsten Traveller, der mir bisher begegnet war, was mich auch ein wenig neugierig gemacht hat. Und tatsaechlich ging es ihm weniger (also gar nicht) um Land und Leute, sondern nur um das Abhaken einiger ueberragender Sehenswuerdigkeiten (chinese travelling); der unmoegliche Versuch, die Sehenswuerdigkeit von der Kultur zu trennen.

Die steigende Hoehe und ihre Auswirkungen
Also, ich fuehlte mich BESCHISSEN. Jeden Tag haemmerndes Kopfweh und ein fiebriges Gefuehl, Erschoepfung, Husten etc. Beim Anstieg auf den Aussichtshuegel gegenueber dem Mt. Everest schnitt uns eisiger Wind ins Gesicht, obwohl das derzeit aufgeloeste Basiscamp nicht im Schnee liegt. Die restlichen vier Kilometer Aufstieg von unseren Zelten zur Polizeistation, die anstatt des Camps seit einiger Zeit dort stationiert ist, sind mangels Sauerstoff eine wirkliche Strapaze. Die Nacht verbrachte ich unter einem Stapel Yak-Decken bei Antje, um es im stickigen Zelt warm zu haben. Aber selbstverstaendlich wird all das angesichts des Everest belanglos. Ok., wir haben uns in Tibet nicht richtig akklimatisiert, da wir wenig Zeit haben, wir sind vielleicht sogar unvorsichtig gewesen, aber wir sind jetzt wieder einigermassen regeneriert, um den Aufstieg zum Potala-Palast anzugehen...

Dienstag, 4. September 2007

Ankunft in Lhasa

Ich wache frueh auf und sehe eine Schneelandschaft am Fenster vorbeiziehen. Wir muessen bereits Goldmud passiert haben und fahren jetzt auf hoeheren Paessen der Provinzgrenze Tibets entgegen. Eine jedem Neuankoemmling entrueckt erscheinende Landschaft: Weite braune Hochebenen, gruene, gefaltete Berge und im Hintergrund hohe Schneeberge, deren Spitzen in der Sonne reflektieren. Waehrend der ganzen Fahrt erscheinen grosse Schafs- und Yakherden und vereinzelt eine tibetische Antilope oder ein Hase. Am Nachmittag passieren wir einen grossen, ruhigen See, der mit seinem gruen-blauen Wasser und den darueber ziehenden Wildenten uns fuer den Augenblick noch mehr als der Baikalsee beeindruckt.

Lhasa ist der Hoehepunkt unserer Reise. Auch wenn die warmen Yaksachen schon westlichen Outdoorequipment gewichen sind, ist es noch keineswegs touristisch. Es ist schwierig die richtigen Worte dafuer zu finden, aber ich beschreibe es mal so: Die Tibeter tragen ihrer Lebensart entsprechende Kleidung. Der Moench, der Bauer, die Pilgerin, das Schulkind - sie tragen, im Gegensatz zur westlichen Kleidung der Chinesen, ihre roten Umhaenge, ihren gelben Strohhut, ihre graue Gebetsschuertze bzw. ihr "Pioniertuch". Die Farbenpracht auf der Strasse wird begleitet von Pfeifen, Gloeckchenklingeln, Gebetsgemurmel und Liedersingen. Die Stadt schmeckt schon etwas schaerfer und abends wird es sehr schnell kalt.

Was hast du im Ramoche beim Gebet der Moenche empfunden?
Ein tibetischer Tempel ist unglaublich angefuellt von kleinen und grossen Dingen. Man sieht nur bunte Farben ueberall, es ist gemuetlich, das tiefe Brummen der Moenche waermt, das Laecheln des sich trotz Gebet umdrehenden Moenchs ist herzlich. Der intensive Geruch der Butterkerzen und der Raeucherstaebchen verdichtet die Luft. Das Gesicht eines buddhistischen Gottes kann einen manchmal erschrecken und nie bereift man den Kitsch und wie er religioese Gefuehle hervorrufen kann.

Was denkst du beim Anblick der betenden und sich auf den Boden werfenden Pilger?
Ja, das ist schwierig, weil ich im gewissen Sinne eine (muehsame?) Oberflaeche des religioesen Rituals sehe und nichts vom Glauben und dessen affektiven Inhalt etc. weiss. Das Hinwerfen auf den Boden, die Gebetsmuehlen, deren leierhafter Charakter ja sprichwoertlich ist - dies und mehr scheint mir sehr anstrengend und ist vielleicht ein Signum der religioesen Festigkeit. Aber ich kann es nur vermuten. Der Buddhismus (in der Form, wie ich ihn hier noch einmal anders kennenlerne) scheint mir eine Fetischreligion zu sein. Das ist keine Wertung, aber es ist auffaellig, welche (rituelle) Bedeutung so viele (kleine) Gegenstaende und Gesten anscheinend haben. Und muehelos werden auch "moderne" Gegenstaende wie Autoglasscheiben und Flaschenverschluesse (sie werden als Opfergabe an den heiligen Felsen gestellt) integriert. Es haengt augenscheinlich viel vom rituellen Handeln und dem Geben von Opfern ab. Im Ramoche war das eigentlich Spannende am gemeinschaftlichen Gebet, dass die Moenche, kurz nachdem sie ihre gelben Muetzen angezogen hatten, diese mit allen anderen Gebetskleidern abwarfen und schnell dem Ausgang zustroemten.

Welche Erwartungen hattest du an Tibet und welche hast du an den Everest?
Nachdem China mich enttaeuscht hatte, weil man sich aus verschiedenen Gruenden nicht so frei bewegen und entdecken konnte, und die neue Eisenbahnverbindung nach Tibet einen wachsenden Tourismus versprach, hatte ich auch meine Erwartungen an Lhasa zurueckgenommen. Allerdings hat die Tatsache, dass man fuer jede groessere Unternehmung hier ein Permit braucht, das Land wieder mystifiziert. Ich war also im Unklaren, was ich zu sehen bekomme(n darf) und konnte daher nur ueberrascht werden. Von Massentourismus kann noch keine Rede sein und es ist nicht der "sanfte" Tourismus der Traveller, der das Stadtbild zerstoert, sondern vielmehr die massive Praesenz der Chinesen.
Den Everest kann mir gar nicht vorstellen und im Moment steht die Besorgnis um die Gesundheit im Vordergrund (Hoehenkrankheit mangels Sauerstoff). Aber unser Guide spricht sehr gut Englisch und ist erfahren bei der Begleitung von Touren zum Basislager. Vielleicht schiebe ich die Besorgnis auch vor, um keine Enttaeuschung zu erleben, falls das Wetter nicht mitspielt und womoglich nichts zu sehen ist. Definitiv wird es etwas sein, was ich noch nie erlebt habe. Ich bin sehr aufgeregt.

Myron, du hast schon mehrere Reisen dieser Art in Asien unternommen. Hat dich auf dieser Reise etwas voellig ueberrascht?
Noch nicht, aber es gab schon eindrucksvolle Momente, die neu waren und mit den ebenfalls beeindruckenden Erlebnissen meiner letzten Reisen nicht vergleichbar sind (Mauer, Datong, Potala und Ramoche). Nun, China ist bisher die am wenigsten anstrengende Reise, obwohl ich befuerchte, dass ich am Everest Probleme bekomme (ich habe Husten und leichtes Fieber seit Xi'an). Von den Menschen her gab es wenige neue Erfahrungen; alles in allem sind sie weniger aufdringlich aber auch weniger einladend - ich wuerde fast sagen, dass sich auch hier in China das knallig Bunte Asiens auf seine Weise ebenso geltend macht wie in Indien etc. Aber das ist selbstverstaendlich eine Generalisierung. In Manchem gibt es grosse Unterschiede (auch in einem einzigen Land), doch auf der Oberflaeche gibt es viele Gemeinsamkeiten, das, was man vielleicht asian flavor nennen koennte... Ich mag das Laute und Bunte in gewisser Weise, obwohl es viel Hingabe und Gelassenheit erfordert. Hier in Lhasa gefaellt mir, dass ich in gewisser Weise das Gefuehl wiederholen kann, das ich einmal in Nepal hatte, aber es laesst sich schwer beschreiben... Mittlerweile fuehle ich mich in den asiatischen Laendern auch irgendwie wie Zuhause - mit dem Luxus, mir mein Zuhause aussuchen zu koennen...

Unsere Tour zum ME Basiscamp wir 5 Tage dauern und wir werden erst danach wieder schreiben koennen.

Freitag, 31. August 2007

Die Reise nach Westen

30.8. Wir haben den Tag begonnen mit der aufwendigen Suche nach Informationen, ob und wie es moeglich ist, nach Tibet einzureisen. Die offizielle Agentur war dabei wenig hilfreich und schliesslich gingen wir, frustriert von dem Desinteresse, den langen Wegen und dem permanent kalten Regen in ein Restaurant und bestellten eine riesige Schale Fischsuppe, um unser inneres Sushi wieder ins Gleichgewicht bringen.

Wie ueblich findet man Hilfe dort, wo man sie am wenigsten erwartet, und so endete unsere Ticket-Odysee in unserem Hostal, wo uns "Peter" das Permit und die Zugtickets fuer Lhasa (zwei Tage Hotel, Fahrt mit der hoechst gelegenen Eisenbahn) organisierte (wir erhalten die Unterlagen hoffentlich heute Abend). Ausserdem lernten wir auf der Strasse Zhang kennen, einen chinesischen Zahnmedizinstudenten, den wir dann am Abend im KFC trafen. Er berichtete von den Schwierigkeiten fuer Chinesen, eine Zugfahrkarte nach Tibet zu erhalten, und etwas von seinem Leben in der Inneren Mongolei, wo er eigentlich herkommt.

Heute ist der 31.8. Nach unserem Zimmerumzug sind wir mit einem Berliner zusammen, mit dem wir heute Morgen lange beim Fruehstueck sassen. Anschliessend fuhren wir zur Grossen Wildganspagode. Sie beherbergt einige vom Moench Xuanzang aus Indien mitgebrachten buddhistischen Sutren (so dass sich anschliessend der Buddhismus in China verbreitete); ein Roman aus der spaeteren Ming-Dynastie mit dem Titel 'Die Reise nach Westen' schildert die Begebenheiten. Wieder ist ein ganzer Verkaufspark um die eigentliche Sehenswuerdigkeit gebaut und die Pagode ist heute offenbar nur noch ein besserer Aussichtsturm. Der sie umgebende Park bietet jedoch einige imposante Stelen, einen goldenen Buddha und einen kleinen Glockenturm.

Zum Warten auf die Weiterreise ist Xi'an zur Zeit eher ungemuetlich, da es regnet und kalt ist und sich in puncto Tibet bisher nicht wirklich etwas bewegt hat. Aber es ist moeglich, in die okkupierte Provinz zu kommen, was uns andere Reisende bestaetigten (ich erfahre gerade, dass die Zugtickets da sind). Bleibt uns, die kulinarischen Moeglichkeiten Xi'ans auszuprobieren...

Mittwoch, 29. August 2007

Von Pingyao nach Xi'an

27.8.: Nun, wir sind am Morgen aus dem Zug gefallen und konnten erst nach einer staerkenden Instant-Suppe in unserem Hostal in Pingyao mit dem Fahrrad zum Shualin Si fahren, einem Buddha-Tempel, dessen Besonderheit ist, dass er ueber tausend Buddhastatuen in verschiedenen Hallen enthaelt. Das Gelaende ist sehr weitlaeufig, einige Moenche waren zugegen und einige zeremonielle Gegendstaende (Gebetsbuecher) liessen sich aus der Naehe betrachten. Der Tempel ist ein ruhiger Ort, wie uebrigens Pingyao im Ganzen, da sein Zentrum (Weltkulturerbe) verkehrsberuhigt ist. Nach dem Tempelbesuch fuhren wir mit unseren Fahrraedern ausgedehnten Maisfeldern entlang und zu einer Stelle, an der der Loessboden abgebaut wird. Wir assen anschliessend in Pingyao, wo wir bei der Zubereitung des Essens zusehen konnten und mit einem jungen Chinesen ins Gespraech kamen, der der KP angehoert.

Am 28.8. besichtigten wir den Stadtturm von Pingyao. Die meisten chinesischen Staedte sind nach demselben Prinzip (des Feng Shui) angelegt: Zwei grosse Strassen (Nord-Sued-Achse und West-Ost-Achse) kreuzen sich dort, wo man einen Glocken- bzw. Trommelturm errichtete. Wir assen gemuetlich in einem Restaurant waehrend es draussen regnete und hoerten dem Spiel einer Chinesin auf einem Saiteninstrument zu. Anlaesslich des ueblichen Fahrkartenprozedere kauften wir in einem groesseren Supermarkt ein, der u. a. eingeschweisste Huehnerfuesse, Geleedrinks mit schwebenden Fruchtstueckchen, Gewuerze, CDs anbot. Abends schliesslich fuhren wir in einem Pulk von Travellern (Individualtourismus!) nach Xi'an, der Provinzhauptstadt von Shaanxi.

Die Fahrt mit dem Nachtzug dauerte 12 Stunden. Heute, am Mittwoch, Ankunft in Xi'an, wo wir in der bisher schoensten Jugenherberge unterkamen. Fruestueck in einem schoenen Innenhof mit harmonischer Klaviermusik. Gegen Mittag fuhren wir zur Terracotta Armee, die das Grab des Kaisers Qin Shihuangdis beschuetzt; sie wurde ca. 246 v. Chr. hergestellt. Die Terracotta Armee ist beeindruckend, die darueber hinaus kommerzialisierte Umgebung eher traurig. Leider haben wir heute wieder keine Moeglichkeit, Fotos hochzuladen. Nur ein Teil der Soldaten steht in der grossen Halle, aber diese 1,80 Meter grossen Figuren sind schon eindrucksvoll. Der Rest der grossen Halle sowie die zwei beiden kleineren bieten Bruchstuecke der Krieger und Reiter. Die Komposition einiger Tonbruchstuecke mit Pferdekoepfen koennte einem Picasso-Bild entnommen sein. Recht erschoepft (hier weiter suedlicher ist es wieder waermer) fuhren wir zurueck nach Xi'an, verfolgten einen kulinarischen Tipp unseres Reisefuehrers: Im Laosunjia brockt man ungesaeuertes Brot in eine Schale und bekommt dann darauf seine Hammelsuppe.

Kurze Preisliste (Umrechnung 1 EUR = 10 RMB):
Innerstaedtische Busfahrt: 1 RMB
Internet: 2 RMB pro Stunde
Essen in kleinen Strassenkneipen fuer zwei Personen: 20 RMB
Unterkunft: 90-120 RMB
Nachtzug: 75-120 RMB

Fazit zur Halbzeit:
Ich bin sehr muede und nicke bei jeder Sitzgelegenheit ein. Auf der anderen Seite gibt es diese unglaublichen Wachmomente, wenn es wieder auf Tour geht. Dazwischen habe ich das Gefuehl etwas zu verpassen, weil ich kein Chinesisch verstehe/spreche. Dadurch ist die Organisation der Weiterreise immer ein Kraftakt und in den letzten beiden Stationen haben wir deswegen die Provision einer englisch sprachigen Agentur in Kauf genommen. Ausserdem kann ich nur von aussen beobachten, wie die Menschen hier leben, nicht jedoch wissen, wie sie sich dabei fuehlen. Voellig im Dunkeln tappe ich noch z. B. bei der Entschluesselung der Bedeutung von Fotografien in China. Jeder hat eine supermoderne, teure Digitalkamera, aber die Fotos, die damit gemacht werden, sind fuer mein Empfinden voellig ueberfluessig. Da ist z. B. die Terracotta-Armee, die eine riesige Halle fuellt und dann steht ein bekanntes Gesicht im Vordergrund, so dass gleichzeitig die Halle mit dem eigentlich Hoehepunkt voellig unscharf wird, bzw. am Ende auf dem Foto nicht mehr zu sehen ist... (tje)

China ist groesser dimensioniert, als man sich zunaechst vorstellt: die weiten Strecken, die man auf einer Reise zu bewaeltigen hat, erzwingen eine andere Planung. Zwar reisen wir ruhig und bequem, aber bis zu unserem Ziel Lhasa ist es noch weit und wir koennten in Zeitnot geraten. China ist uns gegenueber ein offenes Land (mit Ausnahme Tibet, glaubt man den Schilderungen ueber die dortigen Restriktionen); die ueblichen Unnahbarkeiten gegenueber Touristen und die offizellen (ideologischen) Repraesentationen (etwa die perfekte Organisation) gehoeren der Oberflaechlichkeit an, die jene Offenheit auch mit sich bringt. Im Grunde genommen gibt es keinen Zwiespalt zwischen Tradition und Moderne, da beides synthetisiert wird, was wir aber leider meist nur in Form von Kuriositaeten wahrnehmen (Hochhaeuser mit traditionellem Hutongdach). Mich belehrt diese Reise abermals nicht ueber das Land, das ich besuche, und an das ich wohl mehr Vorstellungen und Wuensche herantrage, sondern ueber mich selbst. Ich kann mich nicht fragen, warum mir diese Kultur so fremd ist, sondern ich sollte mich fragen, warum mir meine Kultur so vertraut ist. Es belehrt mich (vielleicht) darueber, das Essen mit Messer und Gabel anstatt mit Essstaebchen kurios zu finden. (my)

Sonntag, 26. August 2007

25.8. Wir verpassten den Nachtzug nach Datong in Peking, weil uns niemand die chinesischen Schriftzeichen fuer West- (nicht wie sonst Haupt-) bahnhof entschluesselt hat. Aber wir fanden ein suesses Hostal mit gemuetlichem Innenhof und heissem Wasser, um den Tee aufzubruehen - ich habe mir, weil hier jeder damit rumlaeuft eine Trinkflasche und losen Tee gekauft...
Sind dann am Morgen mit dem naechsten Zug bequem im hard-sleeper in Datong angekommen. Kein billiges Hotel gefunden, aber wir konnten in einem Nobelhotel den Preis runterhandeln.


26.8. Die Drachenmauer fanden wir noch vor dem Fruehstueck direkt neben unserem Hotel. Es ist eine Schutzwand eines nicht mehr existiernden Palastes: bunte, um sonnen tanzende, aus glasierten Ziegeln gearbeitete drachen, an denen die boesen Geister nicht vorbeikommen.
Es folgte eine verzweifelte Suche nach einer Fahrkarte nach Xi'an und einer Fahrmoeglichkeit zum Xuankong Si, dem haengenden Kloster. Es haengt wie ein Schwalbennest an einer Steilklippe und sieht aus wie Mauerpilzchen. Leider koennen wir hier im Internetcafe keine Fotos posten. Das Kloster wurde wegen des immer hoeher werdenden Wasserpegels des Talflusses immer hoeher gebaut: Heute schuetzt es ein riesiger Staudamm. Im Kloster finden sich zahlreiche Statuen, die noch heute zum Beten genutzt werden. Als einziges Kloster beherbergt dieser "im leeren Raum haengende Tempel'' Heiligtuemer aus allen drei Hauptreligionen, des Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus. Unser erster Regentag in China: Die hohen Berge der Heng Shan Gebigskette sind in niedrigen Wolken eingehuellt.


Die Suche nach den Transportmoeglichkeiten war sehr stressig, da uns schliesslich auch der Taxifahrer uebers Ohr hauen wollte. Wir haben dann doch noch ein Ticket fuer die Weiterfahrt nach Pingyao bekommen, von wo wir weiter nach Xi'an (Terrakottaarmee) wollen. Durch diese sich ploetzlich ergebende Moeglichkeit haben wir das Hotel ueberstuerzt verlassen (durchs Restaurant, in dem weisse Pauschaltouristen sassen und uns schon ein wenig fertig aussehenden travellern erstaunt nachsahen).