Sonntag, 9. September 2007

5 Tage tibetisches Hinterland

Route:
1. Tag: Lhasa - Wueste - Gyantse - Shigatse
2. Tag: Shigatse - Panne - Lhatse - Highpass - Tingri
3. Tag: Tingri - Rongbuk Kloster - Basislager - Mt. Everest Blick
4. Tag: Basislager - Highpass - Shigatse
5. Tag: Shigatse - Yamdrok See - Lhasa

Stupa der zehntausend Bilder (Gyantse)
Wir koennen endlich einen englisch sprechenden Tibeter - unseren Guide - all unsere Fragen zur tibetisch-buddhistischen Ikonografie stellen. Schwein, Schlange und Huhn symbolisieren nicht wuenschenswerte Eigenschaften. Die Buddhastatue drueckt je nach Handhaltung Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft aus. Die kleinen Kegel aufgereiht in der Gebetshalle sind aus tsampa (im Prinzip ein Mehl-Zucker-Wasser-Gemisch) und Yakbutter gemacht. Die Moenche formen diese Masse und schenken sie den Anwohnern als Speise, um ihnen bei koerperlichen Leiden Heilung zu bringen. In der uebergrossen Stupa neben der Gebetshalle laeuft man im Uhrzeigersinn unendliche viele Kapellen ab, in denen jeweils eine Goetterstatue hineingebaut ist, die sich aber auch wiederholen. Hier leben bereits Spatzen und die Anlage scheint ziemlich verlassen.

Die Klosterstadt Tashilunpo (Shigatse)
Eindrucksvoll! Man muss dazu wissen, dass es in der Klosterstadt, die von einem Gebetsmuehlenpfad umrahmt wird, einige bedeutende Graeber verschiedener Panchen Lamas gibt. Entsprechend sind die Graeber prunkvoll. Es gibt beispielsweise eine riesengrosse Buddhastatue aus Bronze mit einem vergoldeten Gesicht; eine andere Stupa ist mit Edelsteinen verziert. Fotographieren ist nur gegen eine hohe Geldsumme moeglich: trotzdem haben wir ein Bild gemacht. Negativ faellt mir die deutsche Touristengruppe auf, die sich nur mit laecherlichen und herablassenden Kommentaren den Heiligtuemern naehern kann, und unser polnischer Begleiter, so called "Peter", der stets und ausschliesslich fotographiert. Aber tatsaechlich ist der Zugang zur komplexen Ikonographie und den reichen religioesen und profanen Handlungen der in der Klosterstadt lebenden Moenche schwer. Auf der Rueckfahrt nach Lhasa konnten Antje und ich den Gebetspfad ablaufen. Beim Drehen der Gebetsmuehlen kommen uns noch mehr Fragen...

Das Tour-Surrounding: Guide, Panne, Peter...
Unseren Guide betrachtete ich von Anfang an mit einer gewissen Skepsis, obgleich er die Route in- und auswendig kennt und mit den Besitzern der einschlaegigen Touristentreffs vertraut ist. Das mag an seiner smarten Sunnyboy-Art liegen... Im Juli gab es wohl einen schweren Unfall auf der Strecke Lhasa - Shigatse, weshalb die Polizei mehrere Kontrollen eingerichtet hat: Bei der Ausreise aus der Stadt wird die Uhrzeit festgehalten und festgeschrieben, dass man fuer die naechsten 25 km bis zum naechsten Kontrollpunkt 39 Minuten Zeit benoetigen muss. Ist man nur eine Minute schneller, kostet das richtig viel Geld. Auf solchen Streckenabschnitten sind Haltestellen mit Minishops oder Restaurants entstanden, in die man einkehrt, um sich die fehlenden Minuten zu vertreiben und um dann mit voller Geschwindigkeit weiterzufahren. Der bereits erwaehnte "Peter" ist am Anfang sehr angespannt, ob er ueberhaupt und wie gut den Everest sehen wird. Waehrend unser Achsenbruch in ueber zwei Stunden repariert wird, kommen wir mit ihm ins Gespraech. Er war mir unsympathisch und verkoerperte den untypischsten Traveller, der mir bisher begegnet war, was mich auch ein wenig neugierig gemacht hat. Und tatsaechlich ging es ihm weniger (also gar nicht) um Land und Leute, sondern nur um das Abhaken einiger ueberragender Sehenswuerdigkeiten (chinese travelling); der unmoegliche Versuch, die Sehenswuerdigkeit von der Kultur zu trennen.

Die steigende Hoehe und ihre Auswirkungen
Also, ich fuehlte mich BESCHISSEN. Jeden Tag haemmerndes Kopfweh und ein fiebriges Gefuehl, Erschoepfung, Husten etc. Beim Anstieg auf den Aussichtshuegel gegenueber dem Mt. Everest schnitt uns eisiger Wind ins Gesicht, obwohl das derzeit aufgeloeste Basiscamp nicht im Schnee liegt. Die restlichen vier Kilometer Aufstieg von unseren Zelten zur Polizeistation, die anstatt des Camps seit einiger Zeit dort stationiert ist, sind mangels Sauerstoff eine wirkliche Strapaze. Die Nacht verbrachte ich unter einem Stapel Yak-Decken bei Antje, um es im stickigen Zelt warm zu haben. Aber selbstverstaendlich wird all das angesichts des Everest belanglos. Ok., wir haben uns in Tibet nicht richtig akklimatisiert, da wir wenig Zeit haben, wir sind vielleicht sogar unvorsichtig gewesen, aber wir sind jetzt wieder einigermassen regeneriert, um den Aufstieg zum Potala-Palast anzugehen...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hallo ihr zwei! trotz kopfschmerzen bei myron scheint ihr ja bis jetzt alles gut verkraftet zu haben. drücken euch wie bis her alle uns zur verfügung stehende daumen! die bilder und eure texte geben uns einen kleinen einblick in eure momentane welt. immer schön eure route auf der karte verfolgt. macht euch so leicht keiner von uns nach. werdet aber wahrscheinlich erst zu hause so richtig verstehen was ihr erlebt habt - das eine problem da, die eine komplikation da - doch was wäre reisen ohne dies. eine woche habt ihr ja noch. genießt es richtig! bis später und alles gute von chriheika

Anonym hat gesagt…

Hallo Antje und Myron,
ich komme leider erst jetzt dazu in Euren Blog reinzuschauen. Habe natürlich gleich das Bild für mich entdeckt:-)
Ich kann Euch nach Eurer Rückkehr auch ein paar schöne Bilder meiner Lappland-Trekkingtour zeigen!
Wir sind schon sehr gespannt auf Euren persönlichen Bericht.
Eine schöne und erlebnisreiche Reise wünscht Euch
Armin